Schulden und die Minus-Lebensqualität
Dieser Artikel brennt mir auf den Nägeln. Auf allen Nägeln.
In diesem Artikel geht es um einen Menschen in der Schuldenfalle. Einer von vielen. Allerdings kenne ich diesen Menschen persönlich. Und das es Ihm finanziell schlecht geht ist mir nicht neu. Aber wie schlecht es Ihm in menschlicher Hinsicht geht, das war mir so noch nicht ganz klar. Und auch hier: er ist nur einer von zig tausenden Menschen denen es finanziell den Boden unter den Füssen weggezogen hat und auch hier ist er nur einer dem es schlecht geht.
Seinen Namen habe ich geändert. Nennen wir ihn mal Stefan. Ein Allerweltsname.
„Es begann alles in den Neunzigern. Stefan war gerade mal 16 Jahre. Ein recht zerrüttetes Familienhaus. Einen Bruder, eine halbschwester mit der er kaum Kontakt hatte. Familie wurde als er 16 Jahre war getrennt, da sein Vater mit einer anderen Frau zusammengezogen war. Bruder von Ihm war mit sich und seiner eigenen kleinen Welt beschäftigt.
Aber Stefan hat „Freunde“. Freunde bedeuteten Stefan viel.
Und der eine oder andere Freund hatte irgendwann mal was zum Kiffen dabei. Stefan, ganz unängstlich griff zu. Seine anderen Freunde auch. High sein, frei sein. Spass haben.
Irgendwann, hatte einer der Freunde auch mal Kokain dabei. Freier sein, Higher sein. Noch mehr spass haben.
Irgendwann hatte Stefan leider den schwarzen Peter zugeschoben bekommen, Geld für spass zu besorgen. Spass kostet. Also zog Stefan los und holte wie auch immer das möglich war, Geld von seinem Jugendkonto um für spass zu sorgen.
Koks kostet, und nach Koks, kamen auch noch Partys. Die Technoszene war in den neunzigern voll angesagt. Und auch hier konnte man Spass haben. Auch dieser Spass kostete. Und wir reden nicht vom Eintritt in die Clubs. Also war Stefan wieder unterwegs mit seinen 16 Jahren und holte aus den Automaten Geld. Immer und immer wieder. Weil der Spass ja jeden Freitag und jeden Samstag angesagt war.
Irgendwann war aber der Spass vorbei. Und seine Bank sperrte auf einem mal das Konto und forderte für seine Überziehung Zinsen. Wie gesagt Stefan war gerade mal 16 Jahre. Wieso seine Bank ihm einen derart grossen Dispo einräumte ist ihm heutzutage immer noch schleierhaft.
Stefan wurde älter. Mal hatte er einen Job, mal hatte er eine Ausbildung, mal hatte er keinen Job und war langzeitarbeitslos.
Dann hat Stefan noch eine Ausbildung gemacht und diese wurde vom Arbeitsamt übernommen. Irgendwie hat Stefan auch hier mehr Geld erhalten als er eigentlich sollte. Und auch hier hat das Arbeitsamt irgendwann mal einen Titel erwirkt nachdem Stefan einen anfänglichen Betrag zurück zu zahlen hatte. Daraus wurden über Zinsen mittlerweile mehr als 3000 Euro.
Aber das war es noch nicht. Denn Stefan hatte sich irgendwann mal in einer Videothek damals als es diese noch gab, einen Film ausgeliehen den er nicht zurückgebracht hatte. Auch hier gab es einen Titel. Aus einer Zahlungsaufforderung von gerade mal 6,00 Euro für einen Film wurden mit Zins und Zinsezins mehr als 2500 Euro. So lernt man den Zinseszins und seine Macht mal von der anderen Seite kennen!
Man könnte nun noch einige Beträge hinzuziehen. Aber das würde langweilig werden, meinte Stefan. Es waren am Ende mehr als 20.000 Euro.
Irgendwann hatte Stefan ein wenig die Kurve gekriegt, eine Frau kennengelernt und mit dieser auch zusammen gelebt. Und in dieser Zeit hatte er endlich eine Privatinsolvenz angestrebt. 5 Jahre lief diese. Leider hat Stefan einen Brief nicht erhalten den er aber unbedingt hätte erhalten müssen. Somit ist eine Frist die er nich eingehalten hat verstrichen und somit ist die Privatinsolvenz auch gestrichen. 5 Jahre für Umsonst. Und er weiß bis heute nicht was er hätte erhalten sollen.
Die Beziehung ging kaputt und er sitzt nun mit Mitte 40 wieder am Anfang. Ein Leben in einer Schuldenfalle. Ein Leben im Minus!“
Schulden sind Verbindlichkeiten die man häufig ein Leben lang trägt!
Nun werden sicherlich einige Leser denken, selber Schuld hat der Kerl. Und Stefan sagt auch von sich, das er das eine oder andere sicherlich anders handhaben würde. Aber die Zeit und die Menschen die er in dieser wilden neunziger Jahre Zeit kennengelernt hat, nicht missen möchte. Aber die Schulden würde er gern rückgängig machen.
Wer Schulden hat, ist nie frei! Wer Schulden hat arbeitet für Geld für seinen Arbeitgeber und für Zinsen für die Gläubiger. Das ist ein Hamsterrad aus dem wenige Menschen wieder rauskommen. Und jene die es geschafft haben, können Stolz auf sich sein. Denn das ist eine Herkulesaufgabe.
Was kann man aus Stefan´s Geschichte lernen?
Unseren Kindern wird leider in der Schule viel zu wenig über Geld und finanzielle Bildung beigebracht. Das wenige was im Lehrplan vorgegeben ist, reicht nicht.
Aber in dieser Sekunde wo man diesen Artikel liest ist wieder ein Jugendlicher in einer ähnlichen Situation. Egal ob es sich um überteuerte Handyverträge oder Kohle für Drogen handelt. Das Ende sind Verbindlichkeiten. Schulden sind Verbindlichkeiten die man häufig sein Leben lang mit sich trägt.
Und es wird auch nicht leichter, weil man älter wird oder weil man sich daran gewöhnt. Nein auf keinen Fall.
Auf diesem Blog geht es ums Geld und wie man damit umgeht. Aber die andere Seite der Medaille sind eben Schulden.
Und wir als Erwachsene haben gegenüber unseren Kindern in unserer Gesellschaft die Verpflichtung sie davor zu schützen. Und ich bin ganz und gar der Meinung das auch sowas, gerade in unserer heutigen Zeit mit von Schuljahr zu Schuljahr, in den Lehrplan gehört.
Fazit:
Man kann sein Geld nicht mit ins Grab nehmen.
Aber man kann das Gefühl das man seine Schulden nicht abgearbeitet bekommt bis in den letzen Tag auf seinen Schultern lasten spüren.
Man sollte sich jeden Tag auch die andere Medaille des finanziellen Lebens vor Augen führen.
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